Als der fränkische Astronom Simon Marius im Jahr 1612 erstmals sein Fernrohr auf einen nebligen Fleck im Sternbild Andromeda richtet, kann er noch nicht ahnen, was er da eigentlich sieht: Marius beschreibt „schimmernde Strahlen, die um so heller werden, je näher sie dem Zentrum sind.“ Den Lichtglanz im Zentrum erscheint dem Astronomen wie „wenn man aus großer Entfernung eine brennende Kerze durch ein durchscheinendes Stück Horn betrachtet“. Damit ist wohl Simon Marius der erste Astronom, der den Andromedanebel durch ein Fernrohr beobachtete.
Spätere Beobachtungen mit besseren Fernrohren und Teleskopen ergeben, dass dieser Andromedanebel spiralförmig ist. Und im Jahr 1912, fast genau dreihundert Jahre nach Simon Marius, richtet der Astronom Vesto Slipher sein Teleskop gen Andromedanebel und findet dabei heraus: Dieser recht hübsche Spiralnebel kommt mit Karacho auf uns zugeflogen: Slipher ermittelte für den Nebel eine sogenannte Radialgeschwindigkeit von 300 Kilometern pro Sekunde.
Heutzutage wissen wir, dass der Andromedanebel überhaupt kein Nebel ist – sondern eine eigenständige Sterneninsel. Sie ist also eine Galaxie genau wie unsere Milchstraßeund wie sie ein Teil der Lokalen Gruppe, gehört somit zu unserer unmittelbaren kosmischen Nachbarschaft. Die Andromedagalaxie ist derzeit rund 2,5 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Allerdings: Diese Entfernung wird immer geringer, denn wegen ihrer hohen Radialgeschwindigkeit scheint es so, als würde die Andromedagalaxie direkt auf die Milchstraße zufliegen.
Deshalb gilt es seit fast einem Jahrhundert eigentlich als ausgemachte Sache, dass die Andromedagalaxie und die Milchstraße irgendwann zusammenstoßen und miteinander verschmelzen werden: Aus den zwei Spiralgalaxien würde so eine einzige, größere elliptische Galaxie werden.
Und doch war und ist noch vieles unklar bei dieser potenziellen kosmischen Kollision: Wird es einen frontalen Zusammenstoß geben? Oder eher eine Art Streifschuss? Oder fliegt die Andromedagalaxie auch einfach an der Milchstraße vorbei?
In dieser Folge erzählt Franzi von der lange erwarteten Verschmelzung der Milchstraße mit der Andromedagalaxie – und was diese mit galaktischer Eschatologie, Tangentialgeschwindigkeiten und Messunsicherheiten zu tun hat.
Episodenbild: NASA, ESA, STScI, Till Sawala (University of Helsinki), DSS, J. DePasquale (STScI)
Würde es wirklich kein Geräusch bei einer Kollision geben?
Sehr langwellige Töne gibt es auf jeden Fall in Galaxien: https://www.nasa.gov/universe/new-nasa-black-hole-sonifications-with-a-remix/
Ergänzung zu „Sehr langwellige Töne gibt es auf jeden Fall in Galaxien“, zumindest scheint es so, das Youtube-Video dazu scheint mir nicht ganz realistisch, da, die da doch in unmöglich schneller Geschwindigkeit um das Schwarze Loch herumfliegen, oder verstehe ich da was falsch?
Einen (kurzen) inhaltlichen Kommentar werde ich auch noch abgeben. Hier möchte ich erstmal über einige seltsame Erfahrungen mit dem AstroGeo-Kanal bzw. mit der App, die ich benutzt habe, um ihn zu hören, berichten. Einerseits wüsste ich gern, ob es anderen ähnlich gegangen ist, andererseits hat vielleicht jemand eine Erklärung.
Ich habe den Kanal auf meinem Smartphone abonniert, und zwar in der App Castbox, die ich benutze, seit es die Google-App für Podcasts nicht mehr gibt. Normalerweise werden neue Folgen automatisch heruntergeladen und das funktioniert auch für etliche andere Podcasts, die ich ebenfalls abonniert habe.
Die letzte Folge von AstroGeo, die automatisch kam, war die Folge 115 vom 01.05.2025 (expandierende Erde etc., da habe ich noch einen Kommentar eingestellt). Danach habe ich im Abstand von jeweils ein paar Tagen nachgesehen, ob eine neue Folge da war. Es kam aber keine bis zum 10.06.2025. Da auch früher schon mal größere Zeitabstände zwischen zwei Folgen aufgetreten waren, nahm ich das zuerst mal so hin.
Am 10.06. wollte ich dann mal in den Kommentaren nachsehen, ob jemand sich zu den Gründen für das Ausbleiben der Folgen äußert. Die Kommentare lese und schreibe ich auf dem Laptop, im Browser. Und da stellte ich zu meiner Verblüffung fest, dass tatsächlich schon zwei weitere Folgen da waren, die im regulären 14-Tage-Abstand erschienen waren (und die expandierende Erde ist eigentlich Folge 114).
Versuche, diese in der App erscheinen zu lassen, waren vergeblich, solange ich den abonnierten AstroGeo-Podcast zu aktualisieren versuchte. Die neuesten beiden Folgen erschienen gar nicht in der Liste…
Ich habe mir dann eine neue App für Podcasts installiert, AntennaPod, ein Open-Source-Projekt, deshalb sogar ohne Werbung, und dort AstroGeo abonniert, und siehe da, die zwei zusätzlichen Folgen waren da und auch die neueste kam dann vor drei Tagen an (Episode 117), allerdings nummeriert die App die Folgen nicht. Jedenfalls konnte ich alles nachhören und bin mittlerweile auf dem aktuellen Stand (die Folgen vor Nummer 75 muss ich allerdings irgendwann noch hören).
Ich habe dann noch ein bisschen mit Castbox herumexperimentiert und den Kanal ein zweitesmal abonniert… Es erscheinen jetzt also zwei Podcasts AstroGeo in meiner Castbox-Bibliothek. Und da sind die drei neuen Folgen plötzlich da, aber die Nummerierung geht nur bis 113…
Meine Fragen wären also:
1) Ist seitens der Autoren irgendwas mit der Plattform unternommen worden, das zu so einem Effekt führen konnte (vielleicht hat Castbox die neuen Folgen nicht runtergeladen, weil sie intern — in der App — immer noch kleinere Nummern haben, maximal 113, als die letzte Folge vor Auftreten des Problems, die intern die Nummer 115 hatte; dann sollte in zwei Folgen auch das alte Abo wieder Folgen erhalten — das warte ich mal ab).
2) Hat jemand anders etwas Ähnliches erlebt? AstroGeo ist, soweit ich sehen kann, bislang der einzige Kanal, mit dem das passiert ist.
Hallo Klaus, danke für das wertvolle Feedback.
Wir hatten vor wenigen Wochen einen Serverumzug. Der hat nichts an den den Feeds und Folgen-URLs geändert. Aber möglicherweise hat sich dein Client daran verschluckt. Wir haben bisher keine anderen Klagen gehört.
Antennapod ist meines Wissens aber der Marktführer in der Androidwelt und sollte dich hoffentlich nicht im Stich lassen.
Die fehlende Nummerierung ist uns als Problem bekannt, das ist auch schon bei Spotify angemerkt worden. Ich erwäge, die Nummern wieder in den Folgentitel im Feed aufzunehmen.
Wenn du weiterhin oder wieder Probleme hast, schick gerne eine kurze Mail an karl [at] astrogeo [dot] de.
Bei der aktuellen Folge, Galaxien auf Kollisionskurs, sind mir im Wesentlichen zwei Dinge aufgefallen.
Ihr gebt zwar sehr schön an, dass die Geschwindigkeit von Andromeda im heliozentrischen Bezugssystem rund 300 km/s auf uns zu ist, während sie im galaktozentrischen, also ungefähr relativ zum Schwerpunkt der Milchstraße rund 100 km/s beträgt. Aber dann sagt ihr nicht, welches die relevante Geschwindigkeit zur Berechnung der Dauer bis zum Zusammentreffen ist. Otto Normalverbraucher ohne naturwissenschaftliche Vorbildung könnte auf die Idee kommen, dass das den Unterschied zwischen 4 Milliarden Jahren und 12 Milliarden Jahren machen könnte, denn die zweite Geschwindigkeit ist ja ungefähr nur ein Drittel der ersten.
Die wichtige Geschwindigkeit für eine solche Berechnung ist natürlich die im galaktozentrischen Bezugssystem. Die verhält sich bis zum Zusammentreffen monoton, d.h. sie wächst aufgrund der gravitativen Anziehung der beiden Galaxien an (bis zu welchem Wert, weiß ich nicht, aber vielleicht sind das am Ende nicht mehr als 200 km/s, Schätzung aus dem hohlen Bauch, kann sehr daneben liegen).
Die heliozentrische Geschwindigkeit hingegen oszilliert. Wenn sie im Moment um 200 km/s größer ist als die andere, dann heißt das, dass das Sonnensystem auf seiner Reise um das Zentrum der Milchstraße gerade einen Geschwindigkeitsvektor von ca. 200 km/s auf Andromeda zu hat. In 100 Millionen Jahren, nach einer halben Drehung um das Zentrum sollte es sich dann mit 200 km/s relativ zum Milchstraßenschwerpunkt von Andromeda wegbewegen (wenn die Radialrichtung in der Ebene der Milchstraßenspirale liegt), sich also netto mit 100 km/s von Andromeda entfernen. Und in der Zeit von einigen Milliarden Jahren, die bis zum Zusammenstoß vergeht, macht das Sonnensystem einige Umläufe um das Zentrum…
Zum Verfehlen der Milchstraße durch Andromeda sollte übrigens eine laterale Geschwindigkeit ausreichen, die erheblich kleiner ist als die radiale, denn der Winkel, unter dem die Milchstraße aus der Entfernung von Andromeda gesehen wird, dürfte weit unter 45 Grad liegen.
Mein zweiter Punkt ist eure Beschreibung der Kollision als „Verschmelzung“. Das wird der Dramatik des tatsächlichen Geschehens nicht gerecht. Ich habe im Internet mal eine Simulation des Zusammenstoßes unserer beiden Galaxien gesehen. Die ganzen Sterne von Adromeda durchqueren (beim zentralen Zusammenstoß) die Milchstraße, schießen darüber hinaus, werden dann durch die Anziehungskraft langsamer, fallen zurück, durch die Milchstraße durch und es kommt zu mehreren Schwingungen (mit Schwingungsdauern im Bereich von hunderten von Millionen Jahren), bevor das Ganze eine große Galaxie bildet. Schon beim ersten Zusammenstoß geht die Spiralform beider Galaxien verloren, die beiden entstehenden Gebilde haben irreguläre Form und es dauert lange, bis etwas elliptisches entsteht.
Der Punkt ist also, dass das Aufeinandertreffen der Gaswolken in beiden Galaxien, die sich gegenseitig abbremsen, nicht genug Reibung liefert, um die Sterne wesentlich aufzuhalten und die machen dann halt im Gravitationspotential der beiden Riesenmassen eine gedämpfte Schwingung.
Die Spiralform dürfte auch verloren gehen, wenn die beiden Galaxien beim ersten Annähern noch im Abstand von zwei bis drei Galaxiendurchmessern aneinander vorbeischießen. Die Sterne am einen Rand der Galaxie sehen nicht dasselbe Gravitationspotential wie die am gegenüberliegenden Rand.
Interessant ist auch die Frage, was mit den schwarzen Löchern im Zentrum beider Galaxien passiert. Offenbar sind die so klein, dass sie mit Sicherheit bei der ersten Annäherung nicht zusammenstoßen. Langfristig sollten sie umeinander kreisen und sich infolge der Aussendung von Gravitationswellen einander langsam annähern. Irgendwann verschmelzen sie dann, aber das kann auch hunderte von Millionen bis einige Milliarden Jahre dauern.
Da sie bis jetzt noch nicht veröffentlicht worden sind: Meine Kommentare bezogen sich darauf, dass eine Galaxienkollision keinen „Wumms“ verursachen würde, da das ja Vakuum ist. Nur sind Galaxien mit ihrem Gas kein Vakuum, und könnten doch sehr sehr sehr langwellige Schallwellen tragen, oder?
Danke – wir waren urlaubsbedingt leider etwas verzögert beim Freischalten von Kommentaren. Wir werden uns deiner Frage spätestens in der nächsten Feedbackfolge widmen.
Hallo Franzí, hallo Karl,
vielen Dank einmalk für die vielen hochinteressanten Geschichten!
Eine kleine Ergänzung zu dieser Folge (ich weiß nicht ob es schon anderswo erwähnt wurde), weil Franzi mehrmals diesbezüglich etwas verwirrt war.
M33 heißt deswegen „Dreiecksgalaxie“ weil sie im Sternbild „Dreieck“ liegt.
liebe Grüße aus Österreich, ich freue mich schon auf die nächste Folge.
Wolfgang