Astronomie
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Heliozentrisch: Wie wir unseren Platz im Kosmos fanden

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Franziska Konitzer
Autorin
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Karl Urban
Moderator

Und sie bewegt sich doch: Diese geflügelten Worte werden Galileo Galilei zugeschrieben. Ob er sie je geäußert hat, ist zwar fraglich – doch dass er ihnen zugestimmt hätte, steht außer Zweifel. „Sie“ ist unsere Erde. Jahrtausendelang hatte das geozentrische Weltbild sie starr und unbewegt in das Zentrum des Universums gesetzt: Alle übrigen Planeten, die Sonne, der Mond und der Fixsternhimmel sollten sich um sie drehen.

Galileo Galilei hingegen hat als früher Verfechter ein heliozentrisches Weltbild vertreten: eines, dass die Erde von ihrem Ehrenplatz im Mittelpunkt des Universums schubst und an diese Stelle die Sonne setzt. Demnach würde sich die Erde um die Sonne drehen – und sich eben doch bewegen. Heutzutage wissen wir, dass Galilei und andere frühe Vertreter dieses Weltbilds Recht behalten sollten – nur: Wie konnten sie überhaupt beweisen, dass sich die Erde um die Sonne dreht?

In dieser Folge von AstroGeo erzählt Franzi die Geschichte einer Suche, die Jahrtausende gedauert hat: die nach der stellaren Parallaxe. Diese scheinbare Bewegung von Sternen im Laufe eines Erdjahres ist nicht nur ein Beleg dafür, dass sich die Erde um die Sonne dreht – sie ist bis heute die einzige Möglichkeit, die Entfernung zu Sternen direkt zu vermessen und damit die Grundlage so ziemlich all unseres Wissens über den Weltraum und unser Universum.

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Weiterführende Links

Quellen

Episodenbild: ESA/Gaia/DPAC; CC BY-SA 3.0 IGO. Acknowledgement: A. Brown, S. Jordan, T. Roegiers, X. Luria, E. Masana, T. Prusti and A. Moitinho

5 Kommentare

  1. Marcus Munzlinger sagt

    Hätte sich Aristarch von Samos durchgesetzt, hätte wohl auch das Christentum bereits das heliozentristische Weltbild vertreten.

    Ich kann die – auf Youtube verfügbare – Arte-Dokuserie „Die Geburt des Christentums“ nur empfehlen. Wenn man mal zur Abwechslung etwas Lust auf Alt-Philologie hat 😉

    Die Entstehung des Christentums geschah vor dem Hintergrund, dass die römische Gesellschaft aufgrund ihres technischen und auch wissenschaftlichen Fortschritts in einer intellektuellen Krise steckte – denn es war für die Mehrheit der Menschen zu offensichtlich, dass Opfergaben an einzelne Götter, die jeweils für einzelne Naturkräfte verantwortlich sein sollten, keine Wirkung entfalteten. Die abstrakte, weniger nahbare, universellere und mysteriösere Theologie des Judentums übte daher eine große philosophische Anziehungskraft auf die antike Gesellschaft aus. Kulturell und politsch waren die römische Gesellschaft und das Judentum aber antagonistisch zu einander. Als dann jedoch eine jüdische Sekte, die in Jesus den Messias sah, sich mit dem übrigen Judentum überwarf und sich in der Folge der römischen Gesellschaft öffnete, hatte diese eine Alternative zum ausgedienten Modell der antiken Götterwelt, die ja letztlich nur eine besonders komplexe Form von Naturgöttern war.

    Das Christentum als Folge des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts – ganz anders als 1000 Jahre später, in der Renaissance.

  2. In der Antike waren sieben Planeten bekannt. Die Sonne und der Mond wurden zu den Planeten gezählt.
    Hat sich im geozentrischen Weltbild eigentlich die Erde gedreht? Wenn nicht, dann wäre das ja noch kurioser, da sich dann alle Sphären, einschließlich der der Fixsterne in wahnwitziger Geschwindigkeit gedreht haben sollen, nämlich an einen Tag ein mal rum.
    Schlimmer noch die Geschwindigkeit wären nicht nur groß, sondern auch sehr ähnlich aber nicht gleich gewesen. Die Sphäre der Fixsterne hätte einen siderischen Tag benötigt, die der Sonne einen solaren Tag.
    Außerdem leuchtet mir das Argument der fehlenden Parallaxe nicht so ganz ein. Zunächst einmal muss eine größere Entfernung der Sterne eine plausible Lösung gewesen sein, da die Messgenauigkeit nicht sehr groß war. Also hätte man nur eine untere Schranke an die Entfernung der Sterne gehabt in vielfachen des Abstands zur Sonne. Wenn man dagegen wirklich annimmt, dass die Sterne alle in gleicher Entfernung an einer Sphäre hängen, dann kann man auch bei nahen Sternen keine Verschiebung der Sterne gegeneinander feststellen.
    Warum hat man eigentlich später die Sterne zur Messung der Parallaxe nicht besser ausgesucht? Möglichst hell und eine hohe Eigenbewegung. Dann hätte man vielleicht schon eher Erfolg haben können.

  3. Eigentlich hat man die Parallaxe schon in der Antike gemessen und nur falsch interpretiert. Nicht von den Fixsternen natürlich, sondern von den Planeten, insbesondere Mars, Jupiter und Saturn. Die Parallaxe ist so groß, dass man sie leicht mit bloßem Auge erkennen kann. Leider wird sie durch die Umlaufbewegung überdeckt. Aber warum man dann auf die Epizyklen verfallen ist, obwohl man eine jährliche Parallaxe beobachtet hat, ist mir schleierhaft. Ich meine, es ist doch komisch, dass die Planeten alle zusätzlich zu ihrem mehrjährigen Umlauf noch eine kleinere Schleife drehen und das alle mit einem Jahr und um so kleiner, je weiter außen. Die Sonne und der Mond jedoch nicht. Oder?

  4. jan schween sagt

    Sehr schön. Ich würde nur nicht die Paralaxenmessung die erste Stufe der Leiter der kosmischen Abstandsmessung nennen. Schliesslich liefert die Abstände nur als vielfaches des Erdbahndurchmessers. Aber wie bestimmt man den nochmal, und was braucht man dafür?

    Sehr gut finde ich das ihr die unterschiedlichen Charaktere gegeinandersetzt. Den genialen, rastlos mal schnell ausprobierenden und den pingeligen ‚Korinthenkacker‘ der jahrelang an einer Sache dran bleibt. Zu letzteren dürfte Tycho Brahe gehören (den ihr nicht erwähnt) der die Datengrundlage für Keplers Arbeit geliefert hat indem er über Jahre- ohne Teleskop! – Planetepositionen am Himmel vermessen hat. Und wenn man sich Florian Freistetter ‚Sternengeschichte‘ über Keplers ‚Neue astronomie‘ angehört hat war wohl auch Kepler jemand der Jahrzehnte mit diesem einen Problem gerungen hat.

  5. Ja die Bestimmung der Abstände im Sonnensystem und insbesondere zur Sonne kommt natürlich vorher.

    Eine gute Ergänzung zu dieser Folge mit der Astrometrie und der Vergangenheit ist wohl dieser Review, in dem Erik Høg über seine astrometrische Forschung der letzten 70 Jahre erzählt.
    https://arxiv.org/abs/2402.10996
    Vielleicht wäre dies ja auch eine eigene Folge wert?

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